Warum du Filterwörter beim Schreiben vermeiden solltest

In diesem Artikel lernst du ...

Kennst du das? Du willst eine Sache besser machen, machst sie aber dadurch an einer anderen Stelle – naja – weniger gut? Das passiert auch beim Schreiben. Filterwörter schleichen sich oft genau dann in Texte, wenn wir sie eigentlich verbessern wollen. Vor allem dann, wenn wir das Setting (= Raum und Zeit der Geschichte) besser erlebbar machen wollen. Was Filterwörter sind, welche Wirkung sie haben und wie du sie vermeidest, erkläre ich dir in diesem Artikel.

Was sind Filterwörter?

Du hast wahrscheinlich schon öfter gehört, dass du deine Texte mit allen Sinnen erlebbar machen sollst. Nicht nur visuelle Eindrücke, sondern Geräusche, Gerüche, Geschmack und Gefühl gehören in einen Text. Dann können deine Leser*innen nämlich ebenfalls mit allen Sinnen in den Text eintauchen und ihr Lese-Erlebnis wird umso größer. Vielleicht hast du selbst beim Lesen auch schon starke sensorische Momente erlebt – also Momente, in denen du fühlst oder hörst, was die Figuren der Geschichte gerade erleben.

Genau das willst du auch für deinen Roman oder deine Kurzgeschichte erreichen: Momente, in denen deine Leser*innen nicht nur Informationen aufnehmen, sondern selbst erleben.

Und wie machst du das? Ganz einfach! Du beschreibst die sinnlichen Wahrnehmungen deiner Figuren. Und das hört sich dann oft so an:

Lizzie versuchte, sich zu orientieren. Der Bus war schon wieder losgefahren; sie hörte das Rattern seines Motors noch lange, nachdem er um die Kurve gebogen war. Sie fühlte sich unwohl hier am Bahnhof. Sie roch eine Mischung aus Urin und Diesel. Kalt war es außerdem. Lizzie spürte die kleinen, feinen Regentropfen wie Nadelstiche auf ihrer Haut. In der Ferne sah sie das gleißende Licht der Space Needle. Sie wusste nun, in welche Richtung sie gehen musste.

Hier werden vier Sinne angesprochen. Das ist schon mal gar nicht so schlecht. Aber der Text ist leider voller Filterwörter – Wörter, die dafür sorgen, dass Distanz entsteht. Das sind in diesem Fall versuchte, hörtefühlterochspürte, sah und wusste. Genau die Wörter, auf die die meisten Menschen spontan zurückgreifen, wenn sie Sinne beschreiben. Warum (und wie) es besser geht, zeige ich dir in den nächsten Abschnitten.

Was Filterwörter mit deinen Leser*innen machen

Wir sind alle so sehr an Filterwörter gewöhnt, dass uns spontan gar nicht auffällt, was daran schlecht sein soll. Unsere Figur sieht etwas, also schreiben wir “Lizzie sieht die Space Needle”. Unbewusst geschieht beim Lesen aber doch etwas. Dein Text lenkt nämlich den Blick der Leser*innen. Und wenn du schreibst: “Lizzie sah das gleißende Licht der Space Needle”, schauen sie sich Lizzie an, wie sie sich etwas anschaut. Du versetzt sie in die Rolle eines Zuschauers, der deine Figur von Weitem beobachtet.

Du möchtest deine Leser*innen aber ja ganz nah an deine Figuren bringen und sie selbst erleben lassen, was deine Figur erlebt. Wenn du also stattdessen schreibst: “Im Norden erstrahlte das weiße Licht der Space Needle”, stehen deine Leser*innen in Gedanken direkt neben oder hinter Lizzie und schauen gemeinsam mit ihr dorthin.

Bei den anderen Sinnen entsteht durch Filterwörter sogar eine noch größere Distanz, denn du schaffst dadurch einen Bruch zwischen zwei Sinnen. Wenn du beschreibst, wie deine Figur etwas hört (und das auch so benennst), stellen deine Leser*innen sich die Figur beim Hören vor. Vielleicht sehen sie vor ihrem inneren Auge dann, wie die Figur sich zu dem Geräusch hindreht oder wie sie zusammenzuckt. Das Geräusch selbst tritt in den Hintergrund und wird nur zum Auslöser einer Reaktion.

Gerade bei Szenen, in denen du deine Leser*innen so richtig eintauchen lassen möchtest, stören Filterwörter.

Liste der wichtigsten Filterwörter

Leider gibt es im deutschsprachigen Raum nicht viel zu Filterwörtern (Sina von Sinas Geschichten hat einen sehr hilfreichen Artikel zum Thema geschrieben), während es im englischsprachigen Raum etliche Listen gibt, die bei der Orientierung helfen. Damit du Filterwörter in Zukunft leichter erkennst, habe ich mal gesammelt:

  • sehen
  • riechen
  • schmecken
  • hören
  • fühlen
  • denken
  • erkennen
  • scheinen
  • sich fragen
  • wissen
  • bemerken
  • erfahren
  • können
  • versuchen
  • sich erinnern
  • sich entschließen

Profi-Tipp:

Natürlich zählen auch alle Synonyme dieser Wörter zu den Filterwörtern.

So kannst du Filterwörter vermeiden

So, du weißt jetzt, was Filterwörter sind und welche Wirkung sie erzielen können. Und jetzt willst du sie wahrscheinlich an der ein oder anderen Stelle aus deinem Text streichen. Dafür gibt’s zwei Möglichkeiten, die direkte (einfachere) und die indirekte.

Methode 1: Beschreibe direkt, was passiert.

In vielen Fällen kannst du das Filterwort einfach weglassen. Statt

Lizzie spürte die kleinen, feinen Regentropfen wie Nadelstiche auf ihrer Haut.

kannst du ganz einfach

Die kleinen, feinen Regentropfen stachen wie Nadeln in ihre Haut.

schreiben.

Genauso geht statt

In der Ferne sah sie das gleißende Licht der Space Needle.

auch die direkte Variante

In der Ferne strahlte das gleißende Licht der Space Needle.

Das funktioniert leider nicht überall. Oder zum Glück. Die indirekte Methode ist nämlich ein bisschen aufwendiger, bereichert deinen Text aber auch.

Methode 2: Beschreibe die Reaktion deiner Figur.

Deine Figur hat einen Körper – wie alle Menschen. Und Empfindungen der Sinne zeigen sich dort oft. Wenn du nicht einfach beschreiben kannst, was deine Figur hört oder sieht, ohne Filterwörter einzusetzen, kannst du auch körperliche Reaktionen darauf beschreiben.

Zum Beispiel könntest du anstelle von

Sie fühlte sich unwohl hier am Bahnhof.

etwas schreiben wie

Lizzie zog ihre Jacke enger und drückte ihren Rucksack fest an die Brust.

Hier zeigst du, wie Lizzie sich verhält, wenn sie sich unwohl fühlt. Den Schritt, das zu erkennen, überlässt du deinen Leser*innen.

Ein weiteres Beispiel: Statt

Sie wusste nun, in welche Richtung sie gehen musste.

geht auch

Sie setzte ihren Rucksack auf und schritt entschlossen in Richtung des Lichts.

Auch hier sagst du nicht, dass sie ihren Orientierungspunkt gefunden hast. Das musst du auch gar nicht, weil deine Leser*innen das wissen, wenn Lizzie entschlossen losmarschiert.

Profi-Tipp:

Es ist immer in Ordnung, deine Leser*innen am Verhalten deiner Figuren erkennen zu lassen, wie diese sich fühlen. Das entspricht nämlich dem, was wir alle täglich im Zusammenspiel mit unseren Mitmenschen tun.

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