6 Mythen übers Bücherschreiben

Vor einigen Monaten war ich als Speakerin bei einem Onlinekongress zum Thema Achtsamkeit im Business. Mein Thema (natürlich): Bücherschreiben! Ich fiel ein bisschen mit meinem Thema aus der Reihe und es war nicht klar, ob wirklich die richtige Zielgruppe für den Vortrag dort sein würde. Trotzdem wollte ich eine Umfrage zu Beginn meiner Session stellen: Ich wollte fragen, wer schon mal daran gedacht hat, ein Buch zu schreiben. Als Antwortmöglichkeiten wollte ich vorgeben:

  • noch nie daran gedacht und das ist auch nichts für mich
  • bisher nicht daran gedacht, aber könnte ich mir vorstellen
  • habe ich (schon länger) vor
  • mache ich gerade oder habe ich schon gemacht

Die Veranstalterin wollte mir das ausreden. »Die meisten werden die erste Antwort wählen – und dann hast du gleich eine komische Stimmung für den Vortrag.« Ich wollte das Risiko eingehen. Das Ergebnis: Die meisten Teilnehmerinnen hatten schon vor, ein Buch zu schreiben. Nur für eine war das Ganze nichts.

Meine Erfahrung nicht nur aus dem Onlinekongress: Ein Buch schreiben wollen sehr viele Menschen. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Noch mehr Gründe gibt’s natürlich immer, das Buch nicht zu schreiben. Auch Mythen halten viele davon ab, ihre Vision vom eigenen Buch endlich zu verwirklichen.

Das Gute an Mythen ist: Sie sind genau das. Mythen. Erfindungen. Nicht wahr. Wenn wir wissen, dass sie nur Mythen sind, können wir sie getrost ignorieren und unsere Energie aufs Schreiben verwenden.

Die 6 Mythen über das Schreiben von Büchern, die ich am häufigsten höre, habe ich in diesem Artikel zusammengefasst. Und – wo ich schon dabei war – gleich mal widerlegt.

6 Mythen übers Bücherschreiben, die mir immer wieder begegnen

Mythos 1: Du musst ein Genie sein, um Bücher zu schreiben

Irgendwie haben wir alle verinnerlicht, dass nur wirklich große Geister Bücher schreiben können. Dass man ein Sprachgenie sein und außerdem mehr wissen muss, als jeder andere Mensch. Verstärkt wurde das oft im Deutsch-Unterricht, wo Autoren oft zu unangreifbaren Helden des Worts und des Intellekts verklärt wurden. Original-Zitat meines Mittelstufen-Deutschlehrers zu meiner Freundin: »Dass der Text dir gefällt, lässt du bitte weg. Als ob ein Goethe ein Lob von dir bräuchte!«

Was das neben offensichtlich fehlenden didaktischen Fähigkeiten vermittelt, ist Folgendes: Wir alle stehen unter den wenigen Auserwählten, denen es gegeben ist, ein Buch (oder gleich mehrere) zu schreiben. Wir dürfen diese Bücher nicht bewerten und uns schon gar nicht anmaßen, selbst nach etwas Ähnlichem zu streben. Denn Bücherschreiben ist für die Goethes und Schillers dieser Welt vorbehalten. Für die Genies. Und wenn wir Genies wären, hätte uns das schon jemand mitgeteilt.

Das ist natürlich Quatsch. Bücher zu schreiben ist in erster Linie Arbeit. Anstrengende Arbeit, ungewohnte Arbeit und vor allem sehr, sehr viel Arbeit. Aber eine, die du – wie alles andere – lernen kannst. Unsere Deutschlehrer*innen hätten uns das zum Beispiel gut beibringen können (und ich hatte das Glück, in der Oberstufe einen tollen Deutschlehrer zu haben). Wenn sie’s nicht getan haben, ist das aber auch egal. Die meisten Fähigkeiten, die wir im täglichen Leben brauchen, lernen wir sowieso genau da – im täglichen Leben.

Mythos 2: Beim Schreiben geht’s nur ums Schreiben

Dein Buch zu schreiben, wird dich verändern.

Ein Buch gehört zu den Dingen, die dein Leben in ein »Vorher« und ein »Nachher« teilen.

Das hört sich vielleicht übertrieben an, aber alle Autor*innen, die ich kenne, sagen genau das: Durch das Schreiben ihres Buchs haben sie sich so viel weiterentwickelt wie selten mit einem Projekt. Durch ein Buch

  • bekommst du ganz neue Einblick in dein Thema und in deine Art zu denken
  • strukturierst du deine Gedanken so, dass du sie jederzeit anderen vorstellen kannst
  • lässt du ganz viel tief aus deinem Inneren heraus
  • überwindest du deine Angst vor Sichtbarkeit und vor deiner eigenen Größe
  • verstehst du noch mal ganz anders, wer du bist, wie du denkst und was dir wirklich wichtig ist
  • gewinnst du jede Menge Selbstvertrauen – für deine Ansichten und für das, was du auf die Beine stellen kannst

Und ja, natürlich schreibst du auch ein Buch. Und allein das ist wunderbar. Aber die Dinge, die daneben passieren, sind eigentlich noch größer, noch wichtiger, noch tiefergehend.

Mythos 3: Erfolgreiche Autor*innen zweifeln nicht an sich

Haha!

Das ist natürlich Quatsch.

»Erfolg« sieht von außen ja immer größer aus als von innen – weil man von außen gar nicht erkennen kann, was dafür alles notwendig war. Ich schreibe gerade parallel (soll man nicht tun) an Buch 12 – 14, und natürlich zweifle ich mich auch noch an. Für jedes der drei Bücher gibt es schon Interessent*innen, die a) nicht dieselben Personen und b) nicht mit mir verwandt sind. Und trotzdem frage ich mich regelmäßig, ob die Welt diese Bücher wirklich braucht.

Selbstzweifel gehören zum Schreiben dazu. Sie zu überwinden sorgt dafür, dass wir uns mit jedem Buch ein Stückchen weiterentwickeln.

Mythos 4: Das zweite Buch ist leichter

Fast alle Teilnehmer*innen meiner Buch-Kurse wollen ein zweites Buch schreiben. Das steht meist schon fest, bevor das erste fertig ist. Ein Buch zu schreiben ist nämlich nicht nur anstrengend, sondern auch befreiend und beflügelnd. Klar will man davon mehr. Und wenn man schon mal eins geschrieben hat, wird das zweite ja auch sicher leichter. Oder?

Tatsächlich habe ich sehr oft erlebt, dass Autor*innen sich gerade mit dem zweiten Buch schwertun. Zum einen, weil sie vielleicht mit der falschen Erwartung daran gehen, dass sie die Hürden vom ersten Buch jetzt nicht mehr erleben würden. Das stimmt natürlich nicht. Denn auch beim zweiten Buch gibt es Selbstzweifel, schwierige Kapitel, neue Ideen mittendrin und das Leben kommt auch hier mal dazwischen.

Nach der Veröffentlichung sind diese ganzen Gefühle oft sehr schnell vergessen, weil es einfach nur toll ist, das geschafft zu haben. Wenn sie dann beim zweiten Buch hochkommen, sind die Selbstzweifel gleich noch stärker: Warum klappt es denn jetzt nicht so gut, wie ich erwartet habe? War das erste Buch vielleicht nur ein Zufallstreffer? Es müsste doch jetzt alles total leicht von der Hand gehen, oder?

Die Wahrheit ist: Jedes Buch hat seine eigenen Herausforderungen. Manche werden kleiner – zum Beispiel, wenn wir die Technik nach und nach besser beherrschen. Andere nehmen aber auch zu. Wenn wir fürs erste Buch eine negative Rezension bekommen, bremst uns das (zumindest für eine Weile) auch für alle anderen Bücher aus.

Beim zweiten Buch hast du mit vielen Dingen schon Erfahrung. Es ist aber immer noch eine Herausforderung. Und für manche ist sie sogar ein bisschen größer als beim ersten Buch, weil plötzlich Erwartungen da sind, wo man vorher ganz unbedarft rangegangen ist. Aber auch das zweite Buch lässt sich meistern – genau wie das dritte, vierte und jedes weitere.

Mythos 5: Du brauchst einen Verlag

Brauchst du nicht.

Es wird zusehends leichter und schöner, per Selfpublishing zu veröffentlichen. Und mit »zusehends« meine ich, dass die Entwicklungen momentan so schnell sind, dass man dabei zusehen kann. Die Qualität steigt, die Optionen werden mehr, die Ergebnisse professioneller.

Verlage sind toll, sie unterstützen dich bei ganz vielen Dingen wie Lektorat, Design und Marketing. Sie sind aber keine Voraussetzung dafür, dass du dein Buch erfolgreich veröffentlichst. Das geht auch sehr gut per Selfpublishing.

Mythos 6: Irgendwann hast du Zeit für das Buch

»irgendwann« hat zwei wichtige Eigenschaften:

  1. Es ist kein Datum.
  2. Es liegt immer in der Zukunft. Und zwar eher in der etwas weiter entfernten.

Wenn du dein Buch »irgendwann« schreiben willst, hast du dich in Wahrheit noch nicht so richtig entschieden, es zu schreiben. Du lässt nämlich zu, dass sich zwischen dich und dein Buch unzählige andere Aufgaben, Projekte und auch Jahre schieben. Ist ja dann immer noch »irgendwann«.

Oft geht dieser Mythos einher damit, dass wir glauben, zu diesem undefinierten »irgendwann«-Zeitpunkt in der Zukunft hätten wir mehr Zeit und Ruhe für das Buch. Kann natürlich sein, dass dieser Zeitpunkt mal eintritt. Meine Erfahrung aus den letzten Jahrzehnten ist allerdings, dass die Terminkalender immer voller und die verfügbare Zeit immer weniger wird. Wenn heute keine Zeit fürs Buch da ist, wird sie morgen nicht vom Himmel fallen.

Wenn du tatsächlich dein Buch schreiben willst, löse dich am besten von »irgendwann«. Nimm dir ein Datum vor. Oder einen Zeitraum – zum Beispiel »im nächsten Jahr«. Und dann – der Schritt ist ganz wichtig! – planst du dir Zeit dafür ein. Denn wir haben immer nur die Zeit für Dinge, die wir uns nehmen.

Wie lange dauert es denn, ein Buch zu schreiben? Auf jeden Fall länger. Länger, als du dir vornimmst. Und länger, als du jetzt vielleicht gerade denkst. Für ein einfaches Buch mit 80 Seiten solltest du mindestens 90 Stunden reine Arbeitszeit einplanen, wenn du zügig schreiben kannst (hier habe ich das Ganze mal ausgerechnet). Du kannst mit deinem Buch aber auch locker 200 oder 300 Stunden füllen. Und wann hattest du zum letzten Mal zwischen 90 und 300 Stunden »übrig«? In meinem Leben als Erwachsene hatte ich das noch nie. Und ich bin mir sicher, dass ich das auch nicht »irgendwann« haben werde.

Es sei denn, ich nehme mir diese Zeit.

Was sind deine Erfahrungen mit dem Buchschreiben? Sind dir auch schon Mythen begegnet, die nicht stimmen?

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